arotraumen sind Verletzungen bzw. Schädigungen, die bei Tauchern aufgrund von Druckunterschieden auftreten.
Der menschliche Körper verfügt über zahlreiche luftgefüllte Hohlräume, in denen sich beim Ab- oder Auftauchen der Druck verändert. Im Kapitel über Boile und Marriotte wurde ausführlich beschrieben, dass sich Luft komprimieren läßt. Dies gilt auch für die Luft in den Hohlräumen des Körpers. Gefährlich für den Taucher wird es, wenn zwischen der Umgebung und den luftgefüllten Hohlräumen ein zu großer Druckunterschied entsteht.
Beim Abtauchen nimmt der Umgebungsdruck zu und es entsteht in den luftgefüllten Hohlräumen ein Unterdruck, der möglichst ausgeglichen werden sollte. Gleiches gilt auch beim Auftauchen, wo der Umgebungsdruck abnimmt und in den Hohlräumen ein Überdruck entsteht. Gelingt ein Druckausgleich nicht, besteht die Gefahr einer Verletzung oder Schädigung.

Beim Tauchen sind vor allem die nachfolgenden luftgefüllten Hohlräume von Bedeutung:
Ohr
Lunge
Magen/Darm
Schädelhöhlen
Zähne
Gesicht/Augen
Haut
Das Ohr und die Lunge werden später noch ausführlicher behandelt.
Im Magen können sich kleine Mengen von Luft befinden. Aufgrund der elastischen Magenwand führt dies nur in sehr seltenen Fällen zu Schädigungen. Beim Abtauchen würde man aufgrund der Druckzunahme zunächst eine Erleichterung spüren, die sich beim Auftauchen umgekehrt bemerkbar macht. Gleiches gilt auch weitgehend für den Darm. Aufgrund des Verdauungsprozesses entstehen Gasmengen, die beim Abtauchen eher zu einer Linderung führen. Beim Auftauchen dehnt sich die Luft aufgrund des abnehmenden Drucks aus, und es kann zu sehr unangenehmen Blähungen kommen. Daher sollte vor einem Tauchgang auf blähende Speisen und Getränke verzichtet werden.

Zu den Schädelhöhlen, die beim Tauchen von Barotraumen betroffen sein können, zählen:
Stirnhöhle
Nasennebenhöhle
Kieferhöhle
Hierbei handelt es sich um starre luftgefüllte Hohlräume. Der Druckausgleich zwischen dem Umgebungsdruck und dem Druck in den jeweiligen Hohlräumen erfolgt über die Nasenhöhle. Die Innenwände der Hohlräume sind mit Schleimhaut überzogen. Bei einer Erkältung kann diese anschwellen und einen Druckausgleich verhindern. Hieraus resultiert eine der wichtigsten Grundregeln beim Tauchen.
Tauche nie bei Erkältung und nimm keine schleimhautabschwellenden Mittel vor einem Tauchgang.
Die Gefahr bei der Einnahme von schleimhautabschwellenden Mitteln ist, dass die Wirkung während des Tauchgangs nachläßt und beim Aufstieg der Druckausgleich nicht mehr durchgeführt werden kann, weil die Schleimhäute zu stark angeschwollen sind. In diesem Fall kann es zu sehr schmerzhaften Verletzungen kommen.
Ein aufmerksamer und sicherheitsbewußter Taucher wird frühzeitig feststellen, dass Aufgrund einer Erkältung, Entzündung, Allergie oder Polypen der Druckausgleich nicht möglich ist, und den Tauchgang abbrechen, bevor es zu Verletzungen kommt. Spätestens wenn aufgrund des Druckunterschiedes ein stechender Schmerz in den Schädelhölen entsteht, muß jedem Taucher bewußt sein, dass unter diesen Umständen ein Tauchgang nicht durchgeführt werden darf.

Wenn das Gebiss eines Tauchers aufgrund von losen Füllungen oder Löchern (Karies) Hohlräume aufweist, kann auch hier ein Druckunterschied zum Umgebungsdruck entstehen. Insbesondere bei einem zu schnellen Aufstieg, kann es durch die Ausdehnung der Luft zu Verletzungen wie z.B. der Loslösung einer Füllung, kommen. Mit gesunden und gut gepflegten Zähnen lassen sich diese Barotraumen weitgehend vermeiden. Bei Tauchreisen in exotische Länder, die über keine gute zahnärztliche Versorgung verfügen, ist deshalb ein Zahnarztbesuch vor dem Urlaub angeraten.

Auch in Verbindung mit Ausrüstungsgegenständen bestehen Verletzungsgefahren. Durch die Verwendung einer Tauchmaske entsteht ein luftgefüllter Hohlraum. Daher muss auch im Maskeninnnenraum ein Druckausgleich durchgeführt werden. Dies wird durch leichtes Ausatmen durch die Nase erreicht. Blutunterlaufene Augen oder zu starker Maskenabdruck im Gesicht des Tauchers sind Anzeichen dafür, dass kein ausreichender Druckausgleich in der Maske erfolgte.

Zwischen dem Tauchanzug und der Körperhaut kann sich ebenfalls Luft befinden, die zu Verletzungen (Hämatomen = Blutergüssen) führen können. Wenn Blutaustritt in das Gewebe erfolgt, wird diese Art der Verletzung im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Knutschfleck bezeichnet. Vor allem Taucher mit Trockentauchanzügen sind von dieser Art Barotraumen betroffen, da sich gewollt Luft zwischen Körper und Anzug befindet, die über Ventile gesteuert wird.